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Anfang des 17. Jahrhunderts - Flensburg stand unter der dänischen Krone - sandten König Christian IV. und seine Gattin Anna Catharina von Brandenburg ihren Hoforgelbauer Nikolaus Maaß nach Flensburg. Er baute in der größten Kirche der Stadt eine der bedeutendsten Renaissanceorgeln des Landes. 

Zur selben Zeit begann auch der Flensburger Bilderschnitzer Heinrich Ringeringk mit der Erstellung des Orgelprospektes. In fünfjähriger Arbeit fertigte er das 15 Meter hohe und 7 Meter breite kunstvolle Schnitzwerk mit dazugehöriger Orgelempore und den Flügeltüren. Die Bilder der Flügeltüren hängen seit 1710 als Gemälde in der Kirche.

1707 ging wieder ein großer Orgelbauer ans Werk: Arp Schnitger. Bis 1709 gestaltete er das Maaß'sche Werk in eine Barockorgel um.

Nach dem Turmbrand im Jahr 1877 glich der Orgelbauer Marcussen die Orgel dem veränderten Klangempfinden der Romantik an. Während jedoch Schnitger und Marcussen die Architektur und Abmessungen des alten Gehäuses respektiert hatten, brach die Firma Sauer 1920 mit dieser Tradition. St. Nikolai war inzwischen ein Zentrum der Bach-Pflege geworden, der Neubau einer großen, pneumatisch gesteuerten Orgel überwucherte das historische Gehäuse. Dieser Zustand wurde durch weitere Umbauten und Vergrößerungen in den Jahren 1938 und 1958 noch verschlimmert.

Bedeutende Organologen wie Hans Klotz, Organist an St. Nikolai in den Jahren 1946 bis 1955, hatten schon in den 50er Jahren eine grundlegende Sanierung des Instrumentes gefordert. Ab 1990 war die Orgel nicht mehr zu warten. 

Der natürliche Verschleiß, die chaotische Anlage im Innern und die immensen statischen Probleme des überladenen Gehäuses hatten eine grundlegende Erneuerung unaufschiebbar gemacht. Daher wird das Instrument seit 1997 vom Marburger Orgelbaumeister Gerald Woehl restauriert und in einzigartiger Weise neu aufgebaut. Es entstehen zwei Orgeln in einem Gehäuse. Ein barockes Werk nach Schnitger's Art in mitteltöniger Stimmung mit einem Spieltisch mit 3 Manualen an seiner ursprünglichen Stelle (existiert seit November 2004) und ein romantisch-symphonisches Werk nach dem französischen Vorbild des Aristide Cavaillé-Coll in temperierter Stimmung mit 4 Manualen.

vgl.: http://www.nikolaikirche-flensburg.de/

Der Orgelprospekt vor der Restaurierung:

 

Der Orgelprospekt nach der Restaurierung mit historischen Farben:

 

Es hat sehr viel Spaß gemacht, auf der alten, leider völlig irreparablen Orgel zu spielen. Sie war sehr stark in den Höhen und besonders in den Tiefen. Trotz der "schreiend" anmaßenden Disposition, hatte die Orgel ein besonders beeindruckendes Klangvolumen.

Die Disposition der viermanualigen neobarocken Nikolaiorgel bis zum Restaurationsbeginn 1997:

Linke Registerseite des Spieltisches von der Firma Kemper aus Lübeck

Oberwerk:

1.) Gedackt 16'

2.) Prinzipal 8'

3.) Gedackt 8'

4.) Salicet 8'

5.) Oktave 4'

6.) Lieblich Gedackt 4'

7.) Strichflöte 4'

8.) Oktave 2'

9.) Blockflöte 2'

10.) Rohrquinte 2 2/3

11.) Terz 1 3/5

12.) Septime 1 1/7

13.) Scharff-Mixtur 6 fach

14.) Terzzimbel 3 fach

15.) Rankett 16'

16.) Krummhorn 8' (ursprünglich aufgedruckt ist die 57 aus dem Unterwerk)

17.) Bärpfeife 8'

18.) Trompete 4'

19.) Tremulant

20.) -

 

Hauptwerk (Hinterwerk):

21.) Pommer 16'

22.) Prinzipal 8'

23.) Rohrflöte 8'

24.) Spielflöte 8'

25.) Oktave 4'

26.) Nachthorn 4'

27.) Feldflöte 2'

28.) Superoktave 2'

29.) Großmixtur 10 fach

30.) Trompete 16'

31.) Trompete 8'

 

Pedal:

32.) Prinzipal 16'

33.) Subbaß 16'

34.) Gedacktbaß 16'

35.) Pommer 16'

36.) Baßaliquot 2 fach (ist ein 10 2/3' Register für einen akustisch gebildeten 32')

37.) Oktavbaß 8'

38.) Pommer 8'

39.) Gedackt 8'

40.) Salicet 8'

41.) Rohrflöte 4'

42.) Choralbaß 4'

 

Rechte Registerseite des Spieltisches

Unterwerk:

43.) Prinzipal 8'

44.) Holzflöte 8'

45.) Gedackt 8'

46.) Oktave 4'

47.) Blockflöte 4'

48.) Nasat 2 2/3

49.) Oktave 2'

50.) Rohrflöte 2'

51.) Sifflöte 1'

52.) Sesquialter 2 fach

53.) Scharff 8 fach

54.) Zymbel 2 fach

55.) Dulcian 16'

56.) Trompete 8'

57.) Vox Humana 8' (ursprünglich aufgedruckt ist die 16 aus dem Oberwerk)

58.) Vox Humana 4'

59.) Tremulant

 

Kronpositiv:

60.) Grobgedackt 8'

61.) Quintade 8'

62.) Prinzipal 4'

63.) Rohrflöte 4'

64.) Waldflöte 4'

65.) Quinte 2 2/3

66.) Scharff 4 fach

67.) Grobregal 8'

68.) Geigenregal 4'

69.) Tremulant

 

Manual-Koppeln:

70.) OW - UW

71.) OW - HW

72.) OW - Pos.

73.) UW - HW

74.) UW - Pos.

75.) Pos. - HW

 

Pedal:

76.) Nachthorn 2'

77.) Mixtur 8 fach

78.) Posaune 16'

79.) Rankett 16'

80.) Trompete 8'

81.) Trompete 4'

82.) Singend Kornett 2'

 

Pedal-Koppeln:

83.) HW - Ped.

84.) Pos. - Ped.

85.) UW - Ped.

86.) OW - Ped.

 

Zu den normalen elektrischen Registersetzern waren zwei Kombinationen verfügbar, eine Fußwalze und mehrere Fußsetzer. Die Windanlage bestand ausschließlich aus Magazinbälgen mit einem Kompressor im Turm auf dem Fundament aufgesetzt. Die in die Bälge geblasene Luft wurde aus dem Kirchenraum angeblasen, um keine Temperaturunterschiede, die Mißklänge produzieren, zu riskieren.

Pneumatische Spielanlage mit elektrischen Setzern.